In Memoriam: Professor Erik Jayme (1934–2024)
Mit dem Tod von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Erik Jayme verliert die Rechtswissenschaft eine ihrer prägendsten und inspirierendsten Persönlichkeiten. Professor Jayme war nicht nur ein international hochgeschätzter Experte des Internationalen Privatrechts (IPR), sondern auch der Begründer des modernen Kunstrechts. Seine visionären Ansätze und sein tiefes Engagement haben Generationen von Juristinnen und Juristen beeinflusst und über sein Fachgebiet hinaus gewirkt.
Akademische Laufbahn und Wirken
Erik Jayme wurde 1934 geboren und studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, München und Paris. Nach seiner Promotion und Habilitation wurde er 1974 auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Heidelberg berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 wirkte.
Seine Forschungsschwerpunkte lagen im Internationalen Privatrecht, im Europäischen Privatrecht sowie im Kunstrecht. Besonders bemerkenswert war sein interdisziplinärer Ansatz: Jayme verstand es, rechtliche Fragestellungen mit historischen, kulturellen und ethischen Perspektiven zu verbinden. Seine Arbeiten zur "kulturellen Identität" im IPR gelten als bahnbrechend und prägen bis heute die Diskussionen in Wissenschaft und Praxis.
Begründer des modernen Kunstrechts
Erik Jayme war ein Vorreiter auf dem Gebiet des Kunstrechts. Er erkannte frühzeitig die Bedeutung von Restitutionsansprüchen im Zusammenhang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut sowie die Herausforderungen des internationalen Kunsthandels. Seine juristischen Analysen und sein Einsatz für gerechte Lösungen trugen wesentlich zur Entwicklung dieses Fachgebiets bei.
Internationale Anerkennung und Auszeichnungen
Professor Jayme erhielt etliche Ehrendoktortitel, etwa von den Universitäten Ferrara (1991), Budapest (2000), Montpellier (2003), Porto Alegre (Universidade Federal do Rio Grande do Sul, 2003) und Coimbra. Darüber hinaus wurde er als Träger des Ordem Nacional do Cruzeiro do Sul mit dem höchsten Verdienstorden für Ausländer der Föderativen Republik Brasilien ausgezeichnet. Zudem war er Träger des portugiesischen Ordens des Infanten Dom Henrique (Großoffizier Klasse).
Einfluss auf die nächste Generation
Professor Jayme war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern auch ein inspirierender Lehrer. Seine Vorlesungen waren bekannt für ihre Klarheit, ihren Tiefgang und ihre Leidenschaft. Viele seiner Schülerinnen und Schüler sind heute selbst einflussreiche Juristinnen und Juristen, die seine Ideen weitertragen.
Ein Vermächtnis, das bleibt
Für unsere Universitätsgruppe in Heidelberg, die sich dem Kunstrecht und den Restitutionsansprüchen widmet, ist es eine besondere Ehre, den Namen Erik Jayme in Absprache mit der Universität Heidelberg und seinen Erben durch unserer Arbeit akademisch weiterleben zu lassen. Wir hatten das große Privileg, ihn persönlich kennenzulernen, seine Begeisterung zu spüren und von seiner Leidenschaft angesteckt zu werden. Sein Vermächtnis inspiriert uns, die von ihm geprägten Werte – Gerechtigkeit, Respekt für kulturelles Erbe und wissenschaftliche Exzellenz – weiterzutragen.
Erik Jayme hat die Rechtswissenschaft auf unvergleichliche Weise bereichert und hinterlässt eine Lücke, die schwer zu füllen ist. Sein Einfluss wird jedoch weit über seinen Tod hinaus spürbar bleiben. Wir werden sein Andenken ehren, indem wir in seinem Sinne weiterarbeiten und die von ihm geprägten Prinzipien hochhalten.